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In der Pharmaindustrie wird der Begriff bei der Qualitätskontrolle
eingesetzt. Bevor ein Medikament in den Handel kommt wird es validiert
d. h. man untersucht, ob die Inhaltsstoffe den Anforderungen entsprechen.
Dafür gibt es eigene Abteilungen und Angestellte, die sich ausschließlich
in diesem Bereich ihr Salär verdienen. Wenn ich heute hier von Validation
spreche, dann meine ich jedoch einen ganz anderen Bereich nämlich
einen Weg zum Verständnis verwirrter alter Menschen. In unseren Breiten
ist es nach wie vor so, dass Frauen die Hauptlast der Pflegeaufgaben übernehmen.
Meist sind diese Frauen selbst schon in ihrer Pension oder wenigstens
kurz davor, wenn ihre Eltern bzw. Schwiegereltern der Pflege bedürfen.
Nachdem immer noch 80% der Pflegebedürftigen zu Hause von der Familie
betreut werden, kann es für die Pflegeperson sehr entlastend sein,
wenn sie um die Desorientiertheit alter Menschen weiß und auch lernt
ein wenig besser damit umzugehen.
Naomi
Feil, eine Sozialarbeiterin aus den USA, hat diese Technik entwickelt
und deren Verbreitung durch Vorträge und Seminare weltweit gefördert.
Naomi,
das Kind deutscher Eltern, die in den USA ein Pflegeheim leiteten, wuchs
mit alten Menschen auf. In dieser Zeit hat sie ein Gespür für
diese Menschen entwickelt, sodass ihre Validationstechniken und ihr Verständnis
dafür weltweit Anklang fanden. Wer einen desorientierten Menschen
zu pflegen hat, weiß wovon ich spreche. Diese Menschen finden sich
in dieser Welt kaum mehr zurecht und es erleichtert die Pflege, wenn wir
einen Zugang zu ihrer Welt bekommen.
Laut
Feil gibt es vier Stadien der Desorientiertheit und je nachdem in welchem
Stadium sich eine Person befindet, was es zuerst zu erkennen gilt, erfolgt
ein anderer Umgang mit dem Pflegebedürftigen. In jedem Stadium sind
diese Menschen sehr unglücklich und nicht jeder Mensch reagiert darauf
in gleicher Form. Das letzte Stadium wird von Feil Vegetieren genannt,
ein totaler Rückzug nach innen. In den Stadien davor gilt es mittels
Validation das Erreichen dieses vierten Stadiums zu vermeiden. Markant
für das erste Stadium ist, dass die Betroffenen ihren Zustand leugnen,
ihn so gut wie möglich verbergen oder nicht wahrhaben wollen. Sie
wollen beispielsweise nicht zugeben, dass sie etwas vergessen haben. Dieses
Verhalten ist im sehr hohen Alter nicht nur eine Folge anatomischer Veränderungen
des Gehirns, sondern das Ergebnis einer Kombination von körperlichen,
sozialen und psychischen Veränderungen, die im Laufe des Lebens stattgefunden
haben. Schmerzliche Gefühle, die man ignoriert und unterdrückt,
werden immer stärker.
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